Solidarität

Wir wollen eine Gesellschaft, die auf alle Mitglieder achtet – egal ob jung oder alt, gesund oder vorerkrankt.

Wie schwer eine Infektion mit COVID-19 für den Einzelnen verlaufen wird, ist nicht vorhersehbar. Wir wissen, dass ältere Personen generell ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben als jüngere, und dennoch gibt es auch viele junge Menschen, die schwer von COVID-19 getroffen werden – auch vollständig Geimpfte. Bei Long Covid findet sich eine Häufung im mittleren Erwachsenenalter.

Was bedeutet für uns Solidarität?

Die Initiative Gesundes Österreich formierte sich aus persönlicher Betroffenheit und Fassungslosigkeit über den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Gesundheitsschutz im Spannungsfeld politischer und wirtschaftlicher Interessen. Das Konzept „Vulnerable schützen“ führte zum Ausschluss alter und vorerkrankter Menschen einerseits und einem Fehlkonzept der Unverwundbarkeit von anderen, insbesondere von Kindern. 

Ziel der IGÖ ist, die Förderung eines breiten Verständnisses für die Prävention von übertragbaren Krankheiten als auch ein Mehr an Gesundheitsbildung durch Information und Vernetzung zu erreichen. Erst die Veränderung des Verhaltens der Einzelnen durch Wissen kann ein achtsames Miteinander fördern. So kann jede und jeder geschützt werden, auch wenn sie nicht die Zuschreibung „vulnerabel“ tragen.

Wir wollen die Pandemie nicht nur „beobachten“, sondern aktiv Ideen entwickeln, um NPIs (nicht pharmazeutische Maßnahmen) zu etablieren und zu verbessern. 

„Mit COVID zu leben zu lernen“ bedeutet für uns, insbesondere im Bildungsbereich, ein neues Denken und entsprechende Strukturen zu schaffen, um ein sicheres Miteinander ohne erhöhten Infektionsdruck zu etablieren. Gerade Heranwachsende sollten unabhängig vom Elternhaus eine sichere Umgebung an ihrer Bildungsstätte vorfinden. Das Unterrichtsprinzip „Gesundheitsschutz“ war immer wichtig, auch weil Krankheiten zu vermeiden und Kontinuität zu leben, drohendem Bildungsverlust vorbeugt.

Das Wissen über die Übertragbarkeit von SARS-CoV-2 über Aerosole, das bis zur Pandemie in dem Ausmaß kaum in der Prävention präsent war, hat der Luftqualität in Innenräumen plötzlich einen deutlich höheren Stellenwert zugewiesen. Die Brigaden von Desinfektionsspendern die im Laufe der Pandemie zum Einsatz kamen, hätten demnach um Luftqualitätsmaßnahmen im zumindest gleichen Ausmaß ergänzt werden müssen. Auch von anderen Infektionskrankheiten, denen man früher die Verbreitung durch Tröpfcheninfektion nachgesagt hat, wissen wir heute, dass Aerosole eine wesentliche Rolle bei der Übertragung spielen.

Kohlendioxid als Luftgüteparameter und die Verfügbarkeit von Messgeräten mit CO2-Sensor haben uns die Heterogenität der Innenraumluft in verschiedenen Räumen, auch innerhalb eines Gebäudes, vor Augen geführt. 

Die Frage, ob gute Luftqualität in Innenräumen für uns eine Selbstverständlichkeit ist, muss derzeit noch mit Nein beantwortet werden. Für wirksame Prävention ist die Luftqualität beim Bauen neuer Gebäude, beim Sanieren, aber auch bei der Raumnutzung im Gebäudebestand immer mitzudenken. 

Die Verankerung von Qualitätsparametern für Luft in öffentlich zugänglichen Gebäuden ist dringend notwendig! Einige Städte und Länder nutzen diese schon, zum Beispiel veröffentlicht Lübeck in Echtzeit CO2-Werte aus Bildungseinrichtungen im Internet oder hat Belgien Maximalwerte für CO2 in Restaurants gesetzlich verankert.

Da wir den CO2-Wert, wenn auch oft fälschlich vermutet, nicht riechen können, muss dieser mit Messgeräten erfasst und ausgewiesen werden. Die Menge des CO2 beträgt im Außenbereich (Frischluft) etwa 420 parts per million (ppm). Wenn in Schulen und Kindergärten höhere Werte auftreten, entsteht das meist durch den Anteil des Kohlendioxids in der ausgeatmeten Luft. So enthält ein Raum mit 4000 ppm etwa 8% schon einmal veratmete Luft. 4000 ppm ist ein CO2-Wert, der in Klassenräumen an Unterrichtstagen durchaus erreicht werden kann. 

Hier kommt ein weiterer, spannender Aspekt der Frischluftzufuhr für Bildungseinrichtungen ins Spiel: Ein höherer CO2-Gehalt der Luft ist in Ausmaßen, wie wir sie in schlecht belüfteten Schulklassen vorfinden, zwar nicht toxisch, beeinträchtigt jedoch die Aufmerksamkeitsspanne, Leistungsfähigkeit und Kreativität der Kinder und Jugendlichen.

Somit sind Werte über 1000 ppm nicht nur in Bezug auf Infektionskrankheiten problematisch, sondern wirken sich auch auf den Bildungserfolg und in weiterer Folge auf die Bildungschancen der Heranwachsenden aus.

Bessere Innenraumluftwerte sorgen durch folgende Aspekte für mehr Bildungsgerechtigkeit:

  • Mehr Konzentration & Leistungsfähigkeit
  • Weniger Fehlzeiten und Krankenstandstage
  • Weniger Supplierstunden bei Pädagog:innen
  • Weniger Bildungsverlust, mehr soziale Teilhabe
  • Weniger Betreuungsaufwand in den Familien
  • Mehr Wohlbefinden und Gesundheit für alle

Cholera, Pest und Kindbettfieber haben unsere Gesellschaft zu sauberem Trinkwasser, Kanalisation, Handhygiene und Desinfektion geführt. Das Wissen um Aerosole, das uns die Pandemie gelehrt hat, rückt den Stellenwert qualitativ hochwertiger Luft im Sinne einer gesellschaftlichen Teilhabe aller in den Fokus.

Solidarisches Handeln impliziert, Menschen nicht wissentlich und willentlich Krankheitserregern auszuliefern und sie dadurch vom öffentlichen Leben auszugrenzen. Die Entscheidung zum Besuch einer Bildungseinrichtung abhängig von deren Lüftungskonzept darf dem Lernerfolg nicht entgegenstehen. Das Wissen um Infektionsfolgen beziehungsweise deren Prävention sollte kein exklusives Know-how, sondern gelebte Praxis sein. Dafür setzen wir uns mit Petitionen, Pressekonferenzen, Offenen Briefen und Gesprächen mit Medien und Politik sowie mit Vorträgen, unserer Website, Social-Media-Aktivitäten und Informationsdruckwerken ein.

Vulnerable Personen

Ein sinnvolles Ziehen der Grenze zwischen „vulnerabel“ und „nicht vulnerabel“ ist vermutlich gar nicht möglich bzw. liegt in der Risikoeinschätzung des Einzelnen. Berücksichtigt man auch Long Covid, von dem laut NDR Podcast 10% der Infizierten betroffen sind, so gelten überhaupt alle Menschen als vulnerabel. Das CDC gibt spricht von Beeinträchtigungen durch Post-COVID bei etwa 20% der Erwachsenen, wobei Reinfektionen die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Hinzu kommt eine wirtschaftliche Vulnerabilität – viele Menschen können auch durch eine medizinisch „milde“ Erkrankung wirtschaftlich völlig aus der Bahn geworfen werden.

Es gibt also niemanden ohne Risiko. Gleichzeitig gibt es Personen, die jedenfalls ein sehr hohes Risiko haben. Und diese Personen sind nicht nur in Heimen anzutreffen, sondern Teile unserer Gesellschaft. Sie sind oft aktiv, mitten im Leben, berufstätig, haben Freunde, haben Kinder oder sind selbst noch Kinder. Sie können sich also nicht zu Hause verstecken.

Der beste Schutz für besonders Vulnerable ist also ein allgemein niedriges Infektionsgeschehen in der Bevölkerung. Und dennoch ist eine „zusätzliche Käsescheibe“ notwendig.

Wir wollen:

Gefahrlose soziale Teilhabe an der Gesellschaft für alle Menschen

Gesundheitsschutz
am Arbeitsplatz

Keine Diskriminierung,
kein Mobbing
(z.B. beim freiwilligen Maske-Tragen in der Schule)

Daher fordern wir:

  • Anspruch auf tägliche PCR-Selbsttests für Menschen aus Hochrisikogruppen und deren Umfeld, die binnen 24h ausgewertet sind. (Für Vorerkrankte ist es wichtig, bei einer Infektion rasch die derzeit zugelassenen Medikamente zu verabreichen. Diese Medikamente sind allerdings nur zu Beginn einer Infektion hilfreich. Das heißt, im besten Fall sollten diese Medikamente bereits gegeben werden, bevor überhaupt Symptome entstehen. Noch besser ist es natürlich, wenn die Infektion überhaupt vermieden wird, deshalb muss auch das unmittelbare Umfeld gut getestet sein.)
  • Recht auf Bildung: Allgemein wollen wir Sichere Bildung für alle. Solange dies nicht möglich ist, braucht es ein Recht auf Distance Learning für Kinder mit Vorerkrankungen und (Haushalts-)Angehörigen mit Vorerkrankungen.
  • Recht auf Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (z.B. Saubere Luft, Home Office)
  • Unterstützung von Eltern von Kindern mit Vorerkrankungen, bis eine sichere Kinderbetreuung gewährleistet ist, z.B. Sonderkarenz und soziale Absicherung für Schattenfamilien. Krankheit darf keine Armutsfalle sein!
  • Maßnahmen gegen Mobbing und Antidiskriminierungsgesetze, sowohl von Hochrisikopersonen und deren Angehörigen als auch von gesunden Menschen, die sich schützen möchten, insbesondere im Bildungsbereich und am Arbeitsplatz.
  • Weiterführung der Risikogruppenverordnung
    • Grundlegende Überarbeitung und Verlängerung (z.B. kommen primäre Immundefekte noch nicht vor)
    • Adaptierung der Richtlinien des AMS
    • Schutz der Risikogruppen auch im tertiären Bildungsbereich: studienrechtliche Bestimmungen
Jeder von uns ist vulnerabel und kann morgen sogar zur Gruppe der Hochrisiko-Personen zählen.
Team IGÖ
Initiative Gesundes Österreich